FAQ

Für das Verletzen von Gewebe beim Einfrieren werden im Allgemeinen Eiskristalle verantwortlich gemacht. Bei der Kryonik wird Gewebe nicht eingefroren, sondern vitrifiziert. Hierzu werden die Körperflüssigkeiten des Menschen durch eine Lösung ausgetauscht, die bei tiefen Temperaturen zu einem nichtkristallinen Feststoff wird, zu einem Glas. Somit wird das Problem der zerstörerischen Eiskristalle vermieden.

Ja. Beispielsweise haben Fahy et al. eine bei ca. −130 °C vitrifizierte Niere wieder aufgetaut und erfolgreich in das dazugehörige Kaninchen transplantiert, bei gleichzeitiger Entfernung der anderen Niere. Die eingesetzte Niere hat sich schnell erholt und dann eine normale Funktion gezeigt, bis sie am 48. Tag zur mikroskopischen Untersuchung wieder entnommen wurde.

Die gesamte Methodik ist derzeit daraufhin optimiert, eine möglichst erfolgsversprechende Vitrifizierung durchzuführen und insbesondere das Gehirn zu erhalten. Es gibt verschiedene Ansätze, um Gewebe nach dem auftauen zu heilen oder zu ersetzen (etwa Tissue Engineering). Allesamt stecken sie jedoch noch in den Kinderschuhen. Glücklicherweise müssen diese Verfahren nicht schon zum Zeitpunkt der Konservierung ausgereift und einsatzbereit sein.

Dafür kann es keine Garantie geben. Die rasante Entwicklung von Medizin und Technik gibt jedoch Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

Schon allein rechtlich bedingt dürfen derzeit nur Personen kryokonserviert werden, bei denen ein Arzt den Eintritt eines natürlichen Todes festgestellt hat. Der erste Schritt ist dann, den Körper möglichst rasch zu kühlen. Vorallem das Gehirn sollte dabei gut gekühlt werden. In Deutschland wird der Körper dann zu einem speziell ausgebildeten Bestatter gebracht. Dieser nimmt die kryonische Versorung vor, d.h. er tauscht die Flüssigkeiten im Körper mit sogenannten Kryoprotektiva aus und kühlt den Körper weiter herunter. Im letzten Schritt wird der Körper dann in ein Kryonik-Institut überführt und dort in ein Kryostat gebracht. Hier wartet unser Kryonaut dann auf die Zukunft.

Die Grenze, ab der jemand für tot erklärt wird, verschiebt sich seit Anbeginn der modernen Medizin. Personen, bei denen heute das Herz aussetzt, werden reanimiert. Ebenso bedeutet ein Aussetzen des Gehirns keinesfalls, dass es keine Persönlichkeit mehr beherbergt. Kryonik will konservieren, bis eine Heilung möglich ist.

Nach einigen Minuten Sauerstoffmangel wird ein Vorgang ausgelöst, der erst nach mehreren Stunden zum Absterben von Nervenzellen führt. Ist dieser Prozess einmal in Gang, lässt er sich nicht mit unserer zeitgenössischen Technik/Medizin aufhalten. Kryonik jedoch unterbricht diesen Prozess.

Die jüngsten Erfahrungen zeigen: Der Begriff „klinisch tot“ ist eigentlich irreführend. Zum Beispiel war Anna Bågenholm nach ihrem Sturz in einen zugefrorenen Fluss mehrere Stunden lang klinisch tot (ohne Herz- oder Gehirnaktivität). Heute ist sie so lebendig wie vor dem Unfall. Ob der Mensch so etwas wie eine Seele besitzt, wissen wir nicht. Wenn es eine unsterbliche (also auch zeitlose) Seele gibt, sollte es aber gleichgültig sein, ob ein Körper mehrere Stunden oder viele Jahre lang „klinisch tot“ ist. Auch leben heute zahlreiche Menschen, die Jahre vor ihrer Geburt als Embryonen kryokonserviert wurden.

Das kommt ganz darauf an, ob diese Akzeptanz die Ablehnung von lebensrettenden Maßnahmen grundsätzlich einschließt. Kryonik versucht letztlich einen Krankentransport durch die Zeit.

Falls dem so ist, wendet man sich wohl auch gegen sein vorbestimmtes Schicksal, wenn man eine in Deutschland unheilbare Krankheit in den USA behandeln lässt. Oder wenn man eine jahrelange Dialyse in Anspruch nimmt, weil es bis dato kein verfügbares Spenderorgan gibt. Kaum jemand lehnt jedoch diese Optionen ab.

Nein. Es befinden sich über 300 Menschen in Kryostase, davon etwa die Hälfte jeweils bei der Alcor Life Extension Foundation in Arizona und im Cryonics Institute in Michigan (USA). Der erste kryonisch versorgte Mensch war Prof. Dr. James Bedford in 1967. Er ruht nun bei Alcor.

Nein. Die kryonische Erstversorgung kann in Deutschland von speziell ausgebildeten Bestattern durchgeführt werden. Zwar gibt es derzeit kein Institut in Deutschland, das eine kryonische Langzeitversorgung bietet, mit den entsprechenden finanziellen Mitteln wäre es jedoch prinzipiell möglich, ein solches Institut auch in Deutschland zu etablieren.

Das ist zumindest bei den etablierten Instituten in den USA ausgeschlossen, denn die beiden großen Kryonik-Anbieter (Alcor und Cryonics Institute) dürfen aufgrund ihrer Gesellschaftsform überhaupt keinen Profit erwirtschaften. Auch dürfen die Angestellten von Non-Profit-Organisationen kein übermäßig hohes Einkommen haben.

Wer diese Frage stellt muss sich auch die Frage stellen, ob nicht auch Rettungsdienste und generelle medizinische Versorgung egoistisch ist. Die Möglichkeit einer Rettung anderen Menschen vorenthalten zu wollen ist zynisch.

Nein. Kältetechniken kommen dem ungeborenen Leben ebenso zugute. Statt überzählige Embryos abzutöten, können sie kryokonserviert werden.

Nein. Untersuchungen zeigen, dass uns eine höhere Lebenserwartung nur vor moderate Probleme stellt. Zudem sind es ja die Menschen in der Zukunft, die entscheiden müssen, ob Kryoniker wiederbelebt werden oder nicht. Sollte es also tatsächlich eine Überbevölkerung geben, würden Kryoniker schlicht nicht wiederbelebt.   

Kryonik-Patienten lagern nicht im Kühlschrank, sondern im Dewargefäß oder im Kryostaten. Es wird nur flüssiger Stickstoff benötigt. Dieser ist günstig in der Anschaffung und muss nur alle paar Wochen nachgefüllt werden.

Manche Menschen nehmen an, dass das Gehirn ihre gesamte Persönlichkeit beherbergt, und dass der Rest irgendwie ersetzbar wäre.

Nein. Mit Hilfe der Arrhenius-Gleichung kann jeder selbst ausrechnen, dass ein beliebiger chemischer Prozess, der bei Zimmertemperatur eine Sekunde benötigt, in flüssigem Stickstoff (−195,79 °C) ca. 25 Millionen Jahre benötigt.

Zum einen, weil Kryoniker auch in der Zukunft ein funktionierendes Notfallsystem, also eine funktionierende Kryonik haben wollen. Zum anderen obliegt die Entscheidung, ob Kryoniker wiederbelebt werden oder nicht, den Menschen in der Zukunft. Diese werden sich nur dann für eine Wiederbelebung entscheiden, wenn Sie die Technik und auch die dafür notwendigen Ressourcen haben. Dies setzt einen gewissen Wohlstand voraus. Insofern können wir mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es den Menschen in der Zukunft sehr gut gehen wird wenn sie sich für die Wiederbelebung von Kryonikern entscheiden.

Ja, unter den Kryonikern sind Mediziner und andere Akademiker.

Man würde einfach weiterhin alle paar Wochen etwas Stickstoff nachfüllen. Die Patienten haben sehr viel Zeit, bis die für ihre Heilung nötigen Ressourcen bereitstehen.

Einen Menschen aufzugeben, wenn die zeitgenössische Medizin nichts mehr für ihn oder sie tun kann, hat eine lange Tradition. Mit dieser Tradition zu brechen fällt den allermeisten Menschen schwer.

Üblicherweise wird Kryonik über eine Risikolebensversicherung finanziert. Größenordnung: 10 bis 30 € pro Monat. Hinzu kommen bis zu 30 € für Mitgliedsbeiträge.

Üblicherweise wird ein Teil der Gebühren einer kryonischen Behandlung für diesen Zweck angelegt.

Man würde wohl zunächst entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen durchlaufen, in denen man sich nach und nach mit den Veränderungen vertraut machen kann.

Je mehr Menschen sich für Kryonik entscheiden, desto mehr Menschen werden sich potentiell in der Zukunft wieder treffen. Ein Ziel sollte sein, das soziale Umfeld des Menschen so gut es geht zu berücksichtigen. Beispielsweise würde man jemanden länger in Kryostase belassen, bis auch sein oder ihr engeres Umfeld (Familie, Freunde, Vereinskollegen, usw.) geheilt werden kann

Die Deutsche Gesellschaft für Angewandte Biostase e.V (DGAB) ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich für Kryonik interessieren. Obwohl ihre Mitglieder überwiegend aus dem akademischen Umfeld stammen, steht sie allen Bevölkerungsgruppen offen. Die DGAB fördert Forschungsprojekte, veranstaltet Symposien, unterhält eine Website inklusive Diskussionsforen und vieles mehr.